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Vor- und Nachteile einer präventiven Mastektomie

Eine prophylaktische Mastektomie kann das Brustkrebsrisiko reduzieren. Aus der Reihe „Wissenswert“.

Viele Frauen mit hohem Brustkrebsrisiko überlegen, sich ihre Brüste prophylaktisch entfernen zu lassen. Was Sie über die präventive Mastektomie wissen sollten.

Im Frühjahr 2013 ließ sich die Schauspielerin Angelina Jolie präventiv beide Brüste entfernen. Durch einen Gentest hatte sie erfahren, dass sie Trägerin eines mutierten BRCA1 Gens ist. Damit lag die Wahrscheinlichkeit, an Brustkrebs zu erkranken bei 5:1. In den Medien machte Jolies Entscheidung nicht nur Schlagzeilen, auch die Anzahl der Präventivoperationen bei Trägerinnen mit BRCA1- und BRCA2-Mutation stieg rapide an. Doch für welche Frauen ist der Eingriff eigentlich geeignet?


Wann kommt eine prophylaktische Mastektomie für mich in Frage?

 

Nur, wenn Sie ein sehr hohes Brustkrebsrisiko haben. Risikofaktoren neben einem mutierten BRCA1- oder BRCA2-Gen sind beispielsweise:

  • Frühere Brustkrebserkrankung: Wenn bereits eine Brust von Krebs betroffen war, kann eine präventive Mastektomie der noch gesunden Brust eine Möglichkeit sein, das Risiko einer weiteren Brustkrebserkrankung zu reduzieren.
  • Brust- oder Eierstockkrebs in der Familie: Sind zwei Verwandte ersten Grades (beispielsweise Ihre Mutter oder Schwester) an Brustkrebs erkrankt und eine von beiden vor dem 50. Lebensjahr, tragen Sie vermutlich ebenfalls ein erhöhtes Risiko. Wenn mehrere Familienmitglieder Brustkrebs hatten, ist Ihr persönliches Risiko nochmals erhöht.
  • BRCA1- oder BRCA2-Mutation: Werden Sie positiv auf diese Genmutationen getestet, liegt Ihr Brustkrebsrisiko bei etwa 80 Prozent. Laut Krebsinformationsdienst (KID) des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) in Heidelberg kommen BRCA1- und BRCA2-Mutationen vermutlich nur bei etwa fünf bis maximal zehn von hundert Patientinnen vor.
  • Lobuläres Karzinom in situ (LCIS): Bei LCIS breiten sich anormale Zellen in den Drüsenläppchen aus. Das sind zwar keine Krebszellen, sie gelten aber als Marker für ein erhöhtes Brustkrebsrisiko. Wie hoch genau das Brustkrebsrisiko einer Frau mit LCIS ist, darin gehen die Expertenmeinungen auseinander.
  • Dichtes Brustgewebe: Sehr dichtes Brustgewebe macht eine Diagnose manchmal schwierig. In Kombination mit anderen Risikofaktoren kann dies ein Grund für Sie sein, die präventive Behandlung in Betracht zu ziehen.
  • Strahlentherapie: Eine Strahlentherapie des Brustraums vor dem 30. Lebensjahr erhöht Ihr Risiko, im Laufe Ihres Lebens Krebs zu entwickeln.

Bevor Sie sich für eine prophylaktische Mastektomie entscheiden, sollten Sie zuvor einen Gentest machen und sich ausführlich ärztlich und psychologisch beraten lassen. Gut ist es auch, eine Zweitmeinung eines anderen Arztes einzuholen. Manchen Frauen hilft es, sich mit anderen Betroffenen auszutauschen, die diese Operation bereits hinter sich haben.

Wichtig: Die Entscheidung, ob Sie sich einer präventiven Mastektomie unterziehen oder nicht, hat in der Regel keine Eile. Lassen Sie sich Zeit, die Vor- und Nachteile des Eingriffs gründlich abzuwägen.


Die Vorteile

 

Laut Krebsinformationsdienst kann die prophylaktische Mastektomie das Brustkrebsrisiko für BRCA-Mutationsträgerinnen sehr stark senken. Bei der „Standard“-Mastektomie werden das Brustdrüsengewebe, Teile der Haut sowie die Brustwarze entfernt. Diese Operationstechnik senkt laut KID das Lebenszeitrisiko für eine Brustkrebserkrankung (also die Wahrscheinlichkeit, dass sie in ihrem Leben Brustkrebs entwickeln werden) auf unter fünf Prozent.

 

Die Nachteile

 

Selbst eine absolut sorgfältig durchgeführte Operation kann nicht sicherstellen, dass das gesamte risikobehaftete Brustgewebe entfernt wurde. Nach dem Eingriff ist eine Brustkrebserkrankung in der Zukunft zwar unwahrscheinlich, jedoch nicht ausgeschlossen.

Wie jede Operation ist die Mastektomie mit Risiken verbunden. Der Eingriff geschieht unter Vollnarkose. Mögliche Komplikationen durch Narkose und Operation sind beispielsweise: unerwartete Blutungen, Infektionen, Belastungen von Herz und Kreislauf oder eine gestörte Wundheilung. Auch Nerven oder Muskeln können durch den Eingriff geschädigt werden.


Was kommt nach der Mastektomie?


Ein Großteil der Frauen entscheidet sich nach der einseitigen oder beidseitigen präventiven Mastektomie für einen Wiederaufbau. Die Rekonstruktion der Brust wird in der Regel in der gleichen Operation durchgeführt wie die Mastektomie. Manche Frauen verschieben den Brustaufbau aber auf einen späteren Zeitpunkt. Welcher Zeitpunkt der richtige ist, sollten Sie nach einem Gespräch mit Ihrem behandelnden Arzt entscheiden.

Die Operationstechnik beim Wiederaufbau ist mittlerweile weit entwickelt, dennoch gibt es keine Garantie für ein zufriedenstellendes kosmetisches Ergebnis. Dabei können ganz ähnliche Komplikationen auftreten wie bei der Mastektomie.

Frauen, die sich gegen die Rekonstruktion entscheiden oder diese nicht direkt nach der Abnahme ihrer Brust durchführen lassen, verwenden in der Regel Silikon-Brustprothesen oder Ausgleichsteile. Auch für Frauen, die mit dem Ergebnis ihrer Brustrekonstruktion unzufrieden sind, können Teil- oder Ausgleichsepithesen eine Option sein.


Gibt es Alternativen zur präventiven Mastektomie?


  • Verbessertes Screening: Wenn Sie ein erhöhtes Brustkrebsrisiko haben, können Sie Ihre Brust regelmäßig selbst und/oder von einer medizinisch geschulten Fachkraft abtasten lassen.
  • Chemoprävention: Nicht zu verwechseln mit der Chemotherapie, bezeichnet die Chemoprävention den Einsatz bestimmter Medikamente wie Tamoxifen und Raloxifen bei gesunden Menschen. Die Chemoprävention soll Entstehungsmechanismen von Tumoren blockieren und damit das Krebsrisiko senken. Da die Möglichkeit von Nebenwirkungen besteht, sollten Sie mit Ihrem Arzt über die Risiken und den Nutzen dieser medikamentösen Behandlung sprechen.
  • Operative Entfernung der Eierstöcke: Frauen mit BRCA-Mutationen haben nicht nur ein erhöhtes Risiko für Brustkrebs, sondern auch für Eierstockkrebs. Die Entfernung der Eierstöcke kann das Risiko von Brust- wie auch Eierstockkrebs verringern.
  • Ein gesünderer Lebensstil: Regelmäßiger Sport, ein gesundes Körpergewicht (kein zu starkes Unter- oder Übergewicht), wenig Alkohol und die Vermeidung einer Hormontherapie in den Wechseljahren können Ihr Risiko, Brustkrebs zu entwickeln, senken.


Wo erhalte ich weitere Informationen?


Eine gute erste Informationsquelle ist beispielsweise der Krebsinformationsdienst. Empfehlenswert sind auch die „Blauen Ratgeber“ der Deutschen Krebshilfe und das Informationsportal Patienten Onkopedia der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie. Hilfe bei familiärem Brust- und Eierstockkrebs bietet das BRCA-Netzwerk e. V., dort gibt es auch weiterführende Informationen zu den Operationstechniken. Bei den Krebsberatungsstellen können Sie sich persönlich und vor Ort beraten lassen. Die Landeskrebsgesellschaften vermitteln ebenfalls Kontakte zu Beratungsstellen in der Region.


Hinweis zu medizinischen Inhalten

Art, Verlauf und Therapie einer Brustkrebserkrankung sind von Frau zu Frau unterschiedlich. Wir bemühen uns, Sie umfassend, sachlich korrekt und verständlich über medizinische Hintergründe zu informieren. Eine Beratung oder Behandlung durch einen Arzt können diese Informationen jedoch nicht ersetzen. Die Informationen können Sie jedoch bei der Vor- oder Nachbereitung eines Arztbesuches unterstützen.


11. August 2017

 

Foto: Cancillería Ecuador / Ecuador Foreign Ministry 2012, CC BY-SA 2.0