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Wechseljahresbeschwerden durch Hormontherapie

Bei einer Antihormontherapie leiden viele Frauen unter Wechseljahresbeschwerden. Was Sie dagegen tun können.

Tipps bei Wechseljahresbeschwerden durch Hormontherapie

Hitzeattacken, Stimmungsschwankungen, Schmerzen in den Gelenken – viele Frauen, die bei Brustkrebs eine Antihormontherapie erhalten, leiden unter Wechseljahresbeschwerden. Wir verraten Ihnen, was Sie dagegen tun können und warum Sie auf hormonhaltige Salben besser verzichten sollten.

Gut 75 Prozent der Brustkrebstumore werden durch weibliche Geschlechtshormone zum Wachstum angeregt – vor allem durch Östrogene, teilweise auch durch sogenannte Gestagene. Behandelt werden hormonabhängige Krebstypen daher meist mit Antihormonen. Je nachdem, welche Medikamente verschrieben werden, blockieren diese entweder die Wirkung der Geschlechtshormone oder verhindern, dass die Eierstöcke sie überhaupt produzieren.

Das Problem: Die Behandlung versetzt viele Frauen quasi über Nacht in die Wechseljahre – und zwar mit all ihren Begleiterscheinungen, darunter Hitzewallungen, Stimmungsschwankungen, Gelenkschmerzen sowie trockenen Schleimhäuten. Selbst ältere Patientinnen, die das Klimakterium (griech. klimaktér „Stufenleiter“) bereits hinter sich haben, sind vor den Nebenwirkungen nicht gefeit. Die Beschwerden lassen sich zwar nicht beseitigen, aber es gibt Tricks, um besser mit ihnen zurechtzukommen.

Was gegen welche Beschwerden hilft:
 

Hitzewallungen

Schweißausbrüche und Hitzewallungen gehören zu den häufigsten Beschwerden während der Antihormontherapie. Warum genau es durch den veränderten Hormonhaushalt zu Hitzewallungen kommt, ist bislang nicht geklärt. Laut Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) löst vermutlich unser Gehirn die Schweißattacken aus. Ursache der Hitzewallungen sind Störungen der Wärmeregulation. Das Wärmezentrum im Gehirn ist von Östrogen abhängig. Aufgrund des Hormonmangels funktioniert es nicht mehr richtig. Fällt der Östrogenwert ab, veranlasst das Nervensystem die Blutgefäße in der Haut sich auszudehnen (Vasodilatation). Die Folge: Die Haut wird stärker durchblutet und der Körper gibt überschüssige Wärme nach außen ab – eine klassische Hitzeattacke. Der Schweiß läuft, kühlt die Haut und die Körpertemperatur sinkt. Die Änderung des Hormonhaushalts könnte – so die Vermutung der IQWiG-Experten – die Temperatursteuerung im Gehirn stören. Wie oft und wie stark Schweißausbrüche und Hitzewallungen auftreten, ist von Frau zu Frau unterschiedlich.

Was hilft:

  • Ein Wasserspray in der Tasche sorgt bei akuten Schweißausbrüchen für schnelle Erfrischung. Ebenso wie Wechselduschen.
  • Wenn es im Alltag ganz schlimm kommt: Nehmen Sie Wechselkleidung mit, die sich schnell an- und ausziehen lässt oder machen Sie sich den berühmten „Zwiebellook“ zunutze, wenn die Hitze Sie ganz plötzlich überkommt.
  • Entspannungstechniken wie Yoga, Atemtraining oder Hypnose sind vielleicht nicht für jeden etwas, vielen Frauen helfen sie aber, zur Ruhe zu kommen und die Hitzewallungen als nicht so belastend wahrzunehmen.
  • Es mag komisch klingen, aber bestimmte Antidepressiva scheinen ebenfalls gegen den Schweißfluss zu helfen. Sie greifen in den Stoffwechsel ein und regulieren die Körpertemperatur.

Was Sie (ver-)meiden sollten:

  • Weniger zu trinken: Sich „auszudörren“ hilft nicht gegen starkes Schwitzen. Es bringt nur Ihren Stoffwechsel und Kreislauf durcheinander.

Chemotherapie und Wechseljahresbeschwerden

Brustkrebspatientinnen, deren Tumor nicht hormonabhängig ist, und/oder die ein hohes Rückfallrisiko haben, erhalten in der Regel keine Antihormonbehandlung, sondern eine Chemotherapie. Die Behandlung greift zwar nicht direkt in den Hormonstoffwechsel ein, sie kann allerdings die Eierstöcke schädigen. Junge Frauen und Frauen kurz vor den Wechseljahren können dadurch ebenfalls Wechseljahresbeschwerden entwickeln.

Muskel- und Gelenkschmerzen

Östrogene beeinflussen den Knochenstoffwechsel. Wird der Östrogenspiegel durch die Antihormone gesenkt, kann sich die Knochendichte verringern und das Risiko, an Osteoporose (Knochenschwund) zu erkranken, steigt.

Was hilft:

  • Bewegung und Kräftigungsübungen: Wie stabil unsere Knochen sind, bestimmen unter anderem die Trabekel, feine Bälkchen aus Knochengewebe, aus denen der schwammartige Innenraum unserer Knochen (Spongiosa) aufgebaut ist. Bewegung – egal, ob Sit-ups, Joggen oder Treppensteigen – belastet unsere Knochen und die Dichte der Trabekel nimmt zu.
  • Ausreichend Kalzium und Vitamin D3. Warum? Kalzium regt den Knochenstoffwechsel an und stärkt die Festigkeit der Knochen. Vitamin D3 sorgt dafür, dass der Darm das Mineral aus der Nahrung aufnehmen kann und über das Blut in die Knochen transportiert. Kalzium steckt unter anderem in Milchprodukten wie Joghurt und Käse, aber auch in Gemüse (Brokkoli) und in manchem Mineralwasser. Vitamin D3 bildet unsere Haut durch die Einwirkung von Sonnenlicht. Der Verzehr von Lachs, Thunfisch und Eigelb „pimpt“ Ihren Vitamin D3-Haushalt zusätzlich auf.
  • Nimmt die Knochendichte durch die Antihormontherapie dennoch stark ab oder kommt es gar zur Osteoporose, können sogenannte Bisphosphonate helfen. Die Medikamente greifen in den Knochenstoffwechsel ein und fördern die Knochenstabilität.

Was Sie (ver-)meiden sollten:

  • Übergewicht ist ein klarer Risikofaktor für Brustkrebs. Ob eine Ernährungsumstellung nach einer Brustkrebserkrankung sinnvoll ist, sollten Patientinnen jedoch immer mit ihrem Arzt besprechen. Wichtig ist vor allem eine ausgewogene Ernährung. Auch auf das Rauchen und Alkohol sollten Sie wenn möglich verzichten. Abzunehmen kann die Wechseljahresbeschwerden nicht direkt lindern, übergewichtigen Frauen kann es jedoch helfen, sich in ihrem Körper wohlzufühlen und das Rückfallrisiko zu senken. Strenge Diäten sind laut Krebsinformationsdienst (KID) allerdings tabu.


Trockene Scheidenschleimhäute

Östrogene sorgen unter anderem dafür, dass die Schleimhaut der Scheide gut durchblutet ist und bei sexueller Erregung feucht wird. Wird die Produktion des Hormons gestoppt oder seine Wirkung blockiert, stört das die Durchblutung und die Schleimhaut der Scheide wird trockener. Geschlechtsverkehr kann dadurch unangenehm werden. Durch die Trockenheit kann die Schleimhaut auch aufreißen, wodurch die Vagina anfälliger für bakterielle Infektionen wird. 

Was hilft: 

  • Vaginale Feuchtigkeitscremes oder Gele für empfindliche Haut
  • Beim Sex: Gleitgel oder sogenannte Östriolzäpfchen. Die hormonhaltigen Zäpfchen wirken nur lokal und können in der Regel auch bei hormonsensiblen Tumoren eingesetzt werden.

Was Sie (ver-)meiden sollten:

  • Hormonhaltige Salben: Einige dieser Cremes scheinen zwar tatsächlich gegen Wechseljahresbeschwerden zu helfen, belegt ist das aber nicht. Manche können sogar schädlich sein. Beispiel Tibolon: Das synthetische Hormon lindert nicht nur Hitzewallungen, sondern erhöht laut der „Liberate“-Studie der Universitätsklinik für Frauenheilkunde Wien aus dem Jahr 2003 auch das Risiko für ein Rezidiv. Fachleute raten daher vom Gebrauch hormonhaltiger Cremes ab. Eine Alternative: hormonfreie Salben oder Gele.
  • Die Verhütung zu vergessen – zumindest bei der Behandlung mit Tamoxifen: Auf das Antihormon reagiert unser Gewebe laut Krebsinformationsdienst unterschiedlich. Manche Patientinnen vor den Wechseljahren können daher auch während der Behandlung schwanger werden.

Antihormontherapie

Die Antihormontherapie dauert mindestens fünf, der Krebsinformationsdienst rät sogar zu zehn Jahren. Mit der Zeit „gewöhnt“ sich der Körper in der Regel an die Hormonumstellung und die Nebenwirkungen lassen nach.

Stimmungsschwankungen

Warum genau es durch Östrogenmangel zu Stimmungsschwankungen kommt, können Ärzte bislang nicht sagen. Vermutet wird, dass dadurch das limbische System gestört wird, eine Gehirnregion, die unter anderem für die Verarbeitung unserer Gefühle zuständig ist. Die Folge: Gefühlsspitzen und miese Laune. Je nach Veranlagung kann der Östrogenmangel auch Depressionen auslösen.

Was hilft:

  • Yoga, Tai Chi oder autogenes Training bringen Körper und Psyche in Balance und helfen beim Stressabbau.
  • Akupunktur scheint ebenfalls zu helfen, so das Ergebnis einer Studie der Universität Maryland in Baltimore aus dem Jahr 2014. Nach acht Sitzungen im Abstand von einer Woche ließen Depressionen und Ängstlichkeit (ebenso wie Gelenkschmerzen) deutlich nach – allerdings nicht nur bei den Patientinnen, die Akupunktur bekommen hatten, sondern auch in der Kontrollgruppe, die nur dachte, sie hätte die komplementäre Behandlung erhalten. Die Wirkung könnte also auch ein Placebo sein.
  • Patientinnen mit Depressionen sollten zum Arzt gehen. Behandelt werden Depressionen in der Regel mit Psychotherapie und/oder Antidepressiva.
  • Wichtig ist, sich in seinem Körper wohlzufühlen. Dabei können auch Sport und eine ausgewogene Ernährung helfen.
  • Denken Sie daran: Stimmungsschwankungen (ebenso wie all die anderen Beschwerden) sind zwar nervig, sie gehen jedoch auch wieder vorbei – und sie zeigen, dass die Behandlung wirkt!

Was Sie (ver-)meiden sollten:

  • Manche Frauen versuchen, ihre Wechseljahresbeschwerden auf eigene Faust mit der Einnahme von Östrogen und Progesteron zu mindern. Tun Sie das nicht! Bei hormonempfindlichen Tumoren können die Hormone das Rückfallrisiko steigern.
  • Auch pflanzliche Alternativen (Phytohormone) sind umstritten. Das Problem: Bislang gibt es laut Krebsinformationsdienst keinen eindeutigen Beleg dafür, dass alle Substanzen sicher sind und wirklich wirken. Beliebt sind beispielsweise Nahrungsergänzungsmittel mit sogenannten Isoflavonen, Pflanzenfarbstoffen, die etwa aus Soja, Rotklee oder der Wurzel der Kudzu-Pflanze gewonnen werden. Hierzu halten die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) und das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) in einer Stellungnahme aus dem Jahr 2015 fest, dass die vorliegenden Daten nicht ausreichen, um ein Risiko zu bewerten. Frauen mit östrogenabhängigem Brustkrebs sollten daher keine Nahrungsergänzungsmittel mit Isoflavonen einnehmen, warnen die Behörden.



Hinweis zu medizinischen Inhalten

Art, Verlauf und Therapie einer Brustkrebserkrankung sind von Frau zu Frau unterschiedlich. Wir bemühen uns, Sie umfassend, sachlich korrekt und verständlich über medizinische Hintergründe zu informieren. Eine Beratung oder Behandlung durch einen Arzt können diese Informationen jedoch nicht ersetzen. Die Informationen können Sie jedoch bei der Vor- oder Nachbereitung eines Arztbesuches unterstützen.


3. Januar 2018


Foto: Branislav Jovanović/Stocksy
Grafik: Sandy Braun


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