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„Sport ist meine Droge“

Dana Soukup ist 72 Jahre alt und Fitnesstrainerin. Auch während ihrer Brustkrebstherapie hat der Sport ihr geholfen. Ein Interview.

Sport ist meine Droge

Vor neun Jahren wurde bei Dana Soukup Brustkrebs diagnostiziert. Nur wenige Monate nach der Operation leitete die damals 64-Jährige bereits wieder verschiedene Fitnesskurse in ihrem Sportverein. Warum sie auch als Rentnerin weiter als Trainerin arbeiten will und was Sport ihr persönlich bedeutet, erzählt Soukup im Interview.


Redaktion: Frau Soukup, Sie sind mittlerweile 72 Jahre alt und geben noch immer bis zu fünf Fitnesskurse die Woche. Wie machen Sie das?

Dana Soukup: Für mich gehört Sport einfach zum Leben dazu. Ich komme ursprünglich aus der ehemaligen Tschechoslowakei. Dort gab es eine Menge Turnvereine und es war normal, dass man sich in seiner Freizeit fit hielt. Meine beiden Schwestern und ich sind quasi in der Turnhalle aufgewachsen. Wir tanzten Ballett, trainierten rhythmische Sportgymnastik, spielten Basketball. Mit 40 Jahren sah ich zum ersten Mal Jane Fonda im Fernsehen – und kaufte mir sofort ein Stirnband, strickte mir ein Paar weiß-lila Stulpen und tanzte mit.

An Ihrer Sportbegeisterung änderte sich auch nichts, als Sie 1985 mit Ihrem Mann und Ihren zwei Kindern nach Deutschland kamen?

Nein. Nur in den ersten drei Jahren habe ich eine kleine Pause eingelegt. Da ging es erst mal darum, in Essen anzukommen. Ich kannte mich in der Stadt nicht aus und wusste nicht, an wen ich mich wegen eines Sportkurses hätte wenden sollen. Als wir vier dann nach Frankfurt am Main zogen, wohnten wir gleich neben dem Gelände der Turngemeinschaft TG Römerstadt. Ich schrieb mich ein und wurde aktives Mitglied.

 

Sport statt Rente


Wann entschieden Sie sich, selbst Fitnesstrainerin zu werden?

Die erste Trainerlizenz erwarb ich 2007, also kurz bevor ich in Rente gegangen war.

Einfach die Beine hochzulegen ist nichts für Sie?

Überhaupt nicht. Ich habe vorher beim Jugendamt gearbeitet. Die Arbeit dort hat mir sehr viel Spaß gemacht. Von einem Tag auf den anderen nichts mehr zu tun zu haben, war für mich nicht vorstellbar. Mit der Trainerschaft hatte ich einen wohldosierten Übergang – außerdem mag ich das Unterrichten sehr.

Ein Jahr später wurde bei Ihnen Brustkrebs diagnostiziert.

Das war natürlich ein Schock. Allerdings hatte ich Glück: Die Krebszellen wurden bei der routinemäßigen Mammografie gefunden und der Tumor war noch sehr klein und nicht aggressiv – daher war nach der brusterhaltenden Operation auch keine Chemotherapie nötig. Schlimmer war für mich, dass mein Mann – wir sind seit über 50 Jahren verheiratet – kurz zuvor an Prostatakrebs erkrankt war. Bei ihm war die Diagnose sehr viel schlechter. Als ich operiert wurde, lag er nur zwei Stationen weiter. Heute geht es ihm glücklicherweise wieder recht gut.

Mit dem Sport mussten Sie während der Therapie vermutlich aufhören.

Ja, ich habe jedoch immer darauf geachtet, körperlich aktiv zu bleiben. Einen Monat nach dem Eingriff stand ich dann auch schon wieder in der Halle. Das tat mir nicht nur physisch gut, sondern auch psychisch.

Wie meinen Sie das?

Die Gespräche mit den anderen Mitgliedern lenkten mich ab und das Gefühl von Gemeinschaft gab mir in der schwierigen Zeit Kraft. Als dann die Bestrahlung losging, fragte ich meinen Arzt, ob es in Ordnung sei, neben der Behandlung weiter Sport zu treiben. Er meinte, ich solle machen, was mir gut tut. Wichtig sei nur, dass ich mich nicht überanstrenge und auf meine Grenzen achte – und das habe ich getan.


„Ich will auch mit 73 Jahren noch gut aussehen“


Die Therapie ist nun gut acht Jahre her. Fühlen Sie sich durch die Erkrankung noch irgendwie eingeschränkt?

Wenn ich abends im Bett liege, spüre ich manchmal die Narbe – ab und zu schmerzt sie auch. Das finde ich aber nicht so schlimm. Da meine rechte Brust durch die Operation nun etwas kleiner ist, trage ich auf der Seite jetzt auch eine Einlage.

Und das Ausgleichsteil stört Sie beim Sport nicht?

Nein, wenn ich mich bewege, finde ich es ehrlich gesagt ganz angenehm, dass meine Brüste sich auf beiden Seiten einigermaßen gleich anfühlen. Mir ist aber grundsätzlich wichtig, dass meine Kleider richtig sitzen. Mein Mann und ich gehen beispielsweise gerne in die Oper und auch wenn ich mittlerweile Falten habe, die Haare grau sind und ich bald 73 Jahre alt werde, will ich zu solchen Anlässen gut aussehen.

Seit kurzem unterrichten Sie auch Aroha und Kaha. Was genau ist das?

Sport ist meine DrogeAroha ist eine Kombination aus Haka, dem neuseeländischen Kriegstanz der Maori, traditionellem Kung-Fu und Tai-Chi-Elementen. Es besteht im Grunde aus einem ständigen Wechsel zwischen An- und Entspannung. Das heißt, nach Figuren wie dem „Krieger“ oder dem „Tiger mit Krallen“ aus dem Kung-Fu folgen langsame, streichende Thai-Chi-Bewegungen. Dieser Wechsel trägt zur Festigung der Muskulatur bei und bringt den Kreislauf in Schwung. Aroha ist damit ein Ganzkörpertraining für Körper, Geist und Seele.

Und Kaha?

Kaha ist inspiriert von Tai-Chi, Quigong, Kung Fu, Haka und dem klassischen Yoga. Das Training mobilisiert, dehnt und entspannt wichtige Muskelgruppen. Außerdem baut es Stress ab, gibt innere Ruhe und Gelassenheit.

Welche Sportart mögen Sie am liebsten?

Aroha hat es mir schon angetan – übersetzt heißt „Aroha“ übrigens „Liebe“. Aber eigentlich mag ich jede Form von Bewegung. Letztens habe ich es auch mal mit Zumba versucht, und auch das hat mir gefallen. Für mich ist Sport so was wie eine Droge – nur eine ohne Nebenwirkungen.


1. März 2018


Fotos:

Rüdiger Jeske
Beautystage GmbH


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