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Positiv Denken trotz Krebs: Ingrids Geschichte

Sind Sie der Meinung, dass Negativität Krankheiten begünstigen kann? Ingrid war davon überzeugt und wandte sich im Anschluss an Ihre Brustkrebsdiagnose dem positiven Denken zu.

Positiv denken nach Brustkrebs

Ingrid, die selbst von Brustkrebs betroffen war, fand stets Inspiration in den Überlebensstrategien anderer Frauen; beim Lesen derer Geschichten beeindruckte sie ihr Mut. Vor kurzem wurde sie an ihren eigenen Kampf erinnert, als sie sich nach einer Routine-Mammographie weiteren Tests zu unterziehen musste. Ingrid nahm all ihren Mut zusammen und stellte sich der unbekannten Zukunft; sie hatte jedoch allen Grund, ihre früheren Bewältigungsstrategien zu überdenken.

Bei Ingrid wurde im Alter von 50 Jahren Brustkrebs diagnostiziert. „Vor meiner ersten OP hatte ich eine Chemo, um den Tumor zu schrumpfen, aber die Lumpektomie und eine zweite Entfernung konnten den Krebs, der sich auch auf meine Lymphknoten ausgebreitet hatte, nicht beseitigen. Aus diesem Grund unterzog ich mich im Juni 2004 einer Mastektomie mit anschließender Rekonstruktion.“

Vor dem positivem Denken: Krebs und Pessimismus

Bis zu ihrer Diagnose war Ingrid eine echte Pessimistin: „Wie die Autorin Susan Jeffers, die in ihrem Buch The Power of Positive Thinking zitiert wird, wurde ich ‚stets von Angst beherrscht‘ und wie sie zeigte auch mein eigenes Spiegelbild häufig ‚rote und vor lauter Selbstmitleid völlig verheulte Augen‘“, sagt Ingrid. „Außerdem neigte ich zu Angstzuständen und depressiven Schüben.“

„Glücklicherweise veränderte meine Brustkrebsdiagnose beinahe im Handumdrehen meine Einstellung auf wundersame Weise. Ohne irgendwelche Bücher darüber gelesen zu haben, wurde ich auf positives Denken aufmerksam. Schlagartig war ich davon überzeugt, dass negative Gedanken meinen Krebs nur Nahrung bieten würden und dass ich sie erkennen und jeden einzelnen wie einen Fußball von mit wegtreten musste, sobald sie sich in meinen Geist einschlichen.“

Wie viele andere Frauen, die vollauf mit ihrem Leben beschäftigt sind wenn der Brustkrebs zuschlägt, gab es für Ingrid, die als Lehrerin arbeitet, zahlreiche Gründe für trotzige positive Gedanken.

„Ich wollte während meiner Behandlung unbedingt weiterarbeiten, weil mir meine Arbeit und die Unterstützung meiner Kollegen wirklich am Herzen lagen. Gerade einmal vier Tage nach meiner Diagnose war ich an meiner Schule als Prüferin für das mündliche Deutsch-Abitur vorgesehen. Ich wusste, dass meine Leistung sich auf die Leistung meiner Prüflinge auswirken würde.“

Ihre eigene Tochter bereitete sich auch gerade auf das Abitur vor und Ingrid beschloss, ihr die Diagnose bis nach ihren Prüfungen vorzuenthalten. Voller Entschlossenheit, ihre Pläne nicht vom Brustkrebs durchkreuzen zu lassen, entschied sich Ingrid in jenem Sommer für die Teilnahme an einer Schulung für Französischlehrer in Frankreich, obwohl ihre Chemotherapie zur gleichen Zeit beginnen sollte.

Das Streben nach Glück 

Es stimmt, dass ‚so zu tun, als ob‘ Sie in einer bestimmten Stimmung wären, möglicherweise dazu führt, dass Sie tatsächlich in besagte Stimmung kommen; und doch ist es nachvollziehbar, warum Ingrid die Aussicht, sich tagein, tagaus einfach hinter einer Maske des Lächelns zu verstecken, schier verzagen ließ.

„Mir wurde klar, dass ich herausfinden musste, wie ich wirklich und wahrhaftig glücklich werden konnte, und zwar trotz meiner Sorgen, der fortwährenden Schlaflosigkeit und der Nebenwirkungen meiner ersten Chemo, die mir schwer zusetzten – ich litt an schmerzvollen Geschwüren im Mund, die das Kauen und sogar das Lächeln schier unmöglich machten; zum Glück fielen mir die Haare erst bei der zweiten Chemotherapie aus.“

Nur zwei Tage nach ihrer Diagnose nahm Ingrid entschlossen vor ihrem Computer Platz und verfasste ihre eigene Überlebensstrategie. Trotz ihrer Krebserkrankung praktizierte sie bereits positives Denken. „Ich schickte den Text an meinen Vorgesetzen, weil ich überzeugt war, dass es mir leichter fallen würde, mich daran zu halten, wenn ihn bereits jemand gelesen hätte. Von Terry Waite, der von palästinensischen Aktivisten entführt worden war und fünf Jahre lang in Einzelhaft überlebt hatte, hole ich mir den ersten Ratschlag: ‚Selbstmitleid ist keine Option‘. Dann machte ich eine Liste einfacher Dinge, die ich uneingeschränkt genießen konnte, und schwor mir, mir jeden Tag einige davon zu gönnen.“

Ohne dass sie es wusste, wandte Ingrid Inhalte einiger der bekanntesten Selbsthilfebücher an. „Am nützlichsten war es, ein ‚Tagebuch der positiven Gedanken‘ zu führen. Jeden Abend vor dem Schlafengehen notierte ich eine Anzahl positiver Augenblicke, die ich tagsüber erlebt hatte. Selbst wenn es ein durch und durch nervenaufreibender, schmerzhafter und frustrierender Tag gewesen war, zwang ich mich, noch den winzigsten positiven Aspekt herauszustreichen – beispielsweise eine schöne Blume oder eine interessant geformte Wolke, die mir aufgefallen war, ein Kinderlachen, das ich gehört hatte, ein entspannendes heißes Bad. Ich untersagte es mir nachdrücklich, auch nur einen negativen Gedanken zu Papier zu bringen. Jedem Tagebucheintrag stellte ich in Rot ein Zitat des italienischen Dichters Cesare Pavese als Überschrift voran, das mir auf einer Meditationskarte aufgefallen war: ‚Wir erinnern uns nicht an Tage, wir erinnern uns an Augenblicke‘.“

Und genau so, wie es uns die Selbsthilfe-Autoren vermitteln, veranlasste diese Strategie Ingrid dazu, aktiv nach freudigen Augenblicken Ausschau zu halten und diese Tag für Tag für sich zu erschaffen. Sie gibt unumwunden zu, dass es nicht immer leicht war, doch fand sie mit fortschreitender Chemotherapie immer neue Möglichkeiten, positive Gedanken zu haben. Sie nahm an Kunsttherapie-Kursen teil und überzeugte sogar ihren Ehemann, vor ihrer Operation einen Tanzkurs zu besuchen.

Eine kleine Maßnahme bedingte einen Wandel hin zu positivem Denken 

Seit Ingrids Brustkrebsdiagnose sind viele Jahre vergangen, doch hält sie am positiven Denken fest.

„Blicke ich auf diese lebensverändernde Erfahrung zurück, dann muss ich zugeben, dass Brustkrebs mein Leben sehr bereichert und mich gelehrt hat, das Leben in vollen Zügen zu genießen, nachdem ich so viele pessimistische Jahre verbracht hatte.“

„Nachdem die Bedrohung eines Rezidivs in meinem Kopf immer kleiner wurde, ließ ich die Dinge schleifen und führe auch kein Tagebuch mehr. Dementsprechend fühle ich mich nicht mehr ganz so enthusiastisch wie in meinen Krebsjahren, als mir schon das Öffnen der Vorhänge und das Erblicken des blauen (oder grauen) Himmels ein Gefühl intensiver Freude vermittelte und ich mir sagte: ‚Ich erlebe einen weiteren Tag.‘ Doch schwimme ich nach wie vor jeden Tag vor dem Unterricht meine Runden, was mich zu tiefen Atemzügen zwingt und dazu, meinen Geist zu entleeren. Noch hat mich meine schlechte Angewohnheit der unablässigen negativen Gedanken nicht wieder eingeholt. Das darf ich nie wieder zulassen, da das Leben zu kurz und zu wertvoll ist, und jeder einzelne Augenblick zählt.“ Experten für positives Denken und Krebsüberlebende können dem wohl nur zustimmen.

Ingrids kürzlich erfolgte Neuuntersuchung umfasste einen Ultraschall und eine Nadelbiopsie. Zu ihrer großen Erleichterung bestätigten die Ergebnisse, dass es sich nicht um ein Krebsrezidiv handelte. „Als ich erfuhr, dass sich die Lymphdrüse mit Silikon gefüllt hatte, das aus meiner rekonstruierten Brust ausgetreten und zur gegenüberliegenden Seite gewandert war, überraschte mich das sehr“, wie sie sagt. „Offensichtlich ist das jedoch völlig harmlos. Es war mir nicht bewusst, dass das überhaupt möglich ist – doch man lernt nie aus.“ Ein Leben lang Neues zu lernen ist zweifellos etwas, dem sich Ingrid – dank ihrer Überlebensstrategie – voll und ganz verschrieben hat.

Ingrids Überlebensstrategie für positives Denken trotz Krebs:

  • Selbstmitleid vermeiden
  • An die eigene Familie denken
  • Sich um Liebe bemühen und Liebe geben (Freunde und Familie)
  • Menschliche Wärme suchen (mit einem Haustier kuscheln hilft auch ein wenig)
  • Übermüdung vermeiden
  • Entspannungstechniken verwenden, darunter Meditation
  • Wut und Auseinandersetzungen vermeiden
  • Körperliche Betätigung, beispielsweise Tanzen wenn möglich
  • Lachen ist wichtig
  • Musik machen und hören. Im Bad singen.
  • Bücher lesen, die von Menschen handeln, die Schicksalsschläge überwunden haben
  • Etwas Neues lernen
  • Freude anstreben – versuchen, einfache, heitere Sachen zu planen, auf die man sich freuen kann, aber nicht zu enttäuscht sein, wenn diese nicht eintreten
  • Filme ansehen, die man schon lange schauen wollte
  • Schreiben, wenn einem danach ist – es wirkt wie ein imaginärer Therapeut am Computer, dem man sich anvertrauen kann
  • Positive Augenblicke notieren
  • Nicht zu viel Hausarbeit
  • Viel Wasser oder Kräutertee trinken
  • Erledigen Sie Ihre Arbeit möglichst professionell
  • Angehörige und Freunde so wenig wie möglich verärgern
  • Reden ist eine sehr gute Therapie
  • Merksatz: morgen könnte … heute sein
 
Mehr Tipps gefällig? Lesen Sie unseren Artikel zum Thema Achtsamkeit.

 

19. November 2019

Foto: Adobe Stock