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„Brustkrebs erfordert Mut“ – Interview via Facebook

Amelie hat Brustkrebs und erhält eine Chemotherapie. Wir begleiten sie im Facebook-Chat.

Titel Amelie Blume haben wir während der Arbeit für die Reportage Schritt für Schritt – und zuerst die Haare kennengelernt. Aktuell befindet sich die 32-Jährige im fünften Zyklus ihrer Chemotherapie. Was ihr noch bevorsteht: Weitere fünf Wochen Chemotherapie sowie die beidseitige Mastektomie, weil sie durch einen Gentest erfahren hat, dass sie mit einer gut 70-prozentigen Wahrscheinlichkeit auch auf der rechten Seite Brustkrebs entwickeln wird. Wiederaufbau und Bestrahlung gehören ebenfalls zum Therapieplan.

Wir wollen Amelie Blume auf diesem Weg begleiten – und sie möchte ihre Erfahrungen teilen. In den kommenden Monaten werden wir sie deshalb regelmäßig via Facebook-Chat interviewen. Die Gesprächsprotokolle veröffentlichen wir dann hier im Amoena Life Magazin. Unser erstes Gespräch fand am 7. August 2017 statt.

Amelie Blume ist übrigens nicht ihr echter Name, sondern ein Pseudonym. Wie es dazu kam, können Sie in ihrem kürzlich gestarteten Blog Amelie Blume. Mein Leben mit Mamma-Ca nachlesen.

 

Neu:
28. Mai 2018 | Worte finden

Bisherige Chats:
2018:
28. April 2018 21. Januar 2018 8. Januar 2018 |

2017:
22. November9. November16. Oktober28. September21. September21. August7. August |

     
Stella Hombach 7. August, 10.23 Uhr Amelie Blume
     
Hallo Amelie, du hattest letzte Woche eine weitere Chemotherapie. Wie geht es dir momentan?

Hallo Stella, ja, ich hatte meine Chemo am Donnerstag. Heute geht es mir gut. Am Donnerstag während der Chemo hatte ich mit Übelkeit und etwas zu kämpfen. Das hat bis gestern angehalten. Ich habe aber Tabletten dagegen bekommen und das hat mir sehr geholfen, sodass ich fast einen normalen Alltag haben konnte.

Und emotional ist alles top?


Emotional ist es seit ein paar Tagen auch wieder ok. Ich hatte in den letzten 2 Wochen ganz schlimm mit meinen Ängsten zu kämpfen. Die Angst ist für mich das schlimmste am Krebs. Körperlich stecke ich die Chemo gut weg, aber die Angst, dass doch etwas bleibt oder dass etwas anderes kommt, ist manchmal sehr stark. Ich habe eine gute Psychotherapeutin, die das ganze mit mir bearbeitet, um langfristige Angststörungen zu vermeiden.

Was ist deine größte Angst momentan? Die Operation?

Mein Leben wird aktuell von vielen unterschiedlichen Ängsten begleitet. Die größte Angst habe ich davor, dass ich wieder erkranke und dann habe ich auch Angst vor der Angst, weil sie mich regelrecht lähmt. Dann habe ich auch manchmal Angst, dass ich meinen Job später nicht mehr weiter machen kann, dass sich mein Leben zu sehr verändert und ich nicht mehr ich bleibe. Vor der OP habe ich natürlich auch Angst. Wer hätte das nicht? Ich weiß insgesamt aber, dass ich auf einem guten Weg bin, da ich mich jetzt meinen Ängsten und Sorgen in der Psychotherapie stelle und mich damit auseinandersetze, somit bin ich für den späteren Alltag vorbereitet und gehe gestärkt aus der Krise hervor.

Hast du ein Beispiel, wie du das in der Psychotherapie lernst, also sich seinen Ängsten zu stellen?

In der Psychotherapie geht es darum, das Verdrängen der Angst zu vermeiden. Bei mir hat sich die Angst nämlich ein Ventil gesucht. Immer dann wenn ich in eine regelrechte Panikattacke gefallen bin, hat sich meine komplette rechte Körperhälfte lahm gelegt und ich konnte nicht mehr richtig sehen auf dem rechten Auge. Das hat dann ca. eine Stunde angehalten. Zuerst haben wir natürlich alle neurologischen Untersuchungen gemacht, um etwas körperliches auszuschließen. Jetzt in der Psychotherapie spreche ich einfach ganz offen mit meiner Therapeutin über meine Ängste, wie es sich anfühlt, was es mit mir macht. Es kostet Mut und viele, viele Tränen darüber zu reden. Seitdem ich mich damit auseinandersetze hatte ich den Ausfall der rechten Seite nicht mehr.
Ich bin der festen Überzeugung, alles das, was ich jetzt verdränge – holt mich so oder so später ein. Und ich bin so gepolt, dass ich den Tatsachen ins Auge sehen möchte.


Das hört sich gut an. Wie geht deine Familie eigentlich mit deiner Erkrankung um. Könnt ihr offen reden?

Mit meiner Mutter kann ich offen über wirklich alles reden und sie steht mir sehr bei. Ich hatte früher nie ein inniges Verhältnis zu meiner Familie, aber jetzt ist meine Mutter für mich da. Mein Vater kann nicht gut damit umgehen, er vermeidet das Thema. Mit meinem Bruder hatte ich seit der Diagnose wenig Kontakt, dafür mit seiner Freundin. Sie sagte mir immer wieder, dass es meinen Bruder sehr belastet.

Er kann daher nicht in Kontakt mit mir treten.

Ich habe ihr gesagt, dass sie ihm ausrichten soll, dass ich ihn verstehe, nicht böse bin und dass ich ihn liebe.


Fühlst du dich momentan denn ausreichend unterstützt?

Ja, ich habe ein sehr gutes soziales Umfeld. Meine Freunde sind großartig, meine Mutter und meine Tante sind super, ich vertraue meinen Ärzten und meiner Psychotherapeutin.

Du befindest dich momentan im fünften Zyklus der Chemotherapie. Wie viele stehen dir noch bevor?

Ja, die Chemos finden wöchentlich statt. Ich muss noch 5 Mal hin. Also noch 5 Wochen. Dann ist der größte Teil des Weges geschafft.

Und dann die OP?

Ja, dann kommt die OP, die beidseitige Mastektomie. Das heißt, das Brustgewebe wird aus beiden Seiten komplett entfernt und durch Silikon-Implantate ersetzt. Danach folgt 30 Tage täglich Bestrahlung, außer Samstag und Sonntag – also 6 Wochen. Danach folgt die zweite OP.

Diese findet statt, da sich das Silikon in der betroffenen Seite durch die Hitze bei der Bestrahlung verklumpen wird, somit wird es nach der Bestrahlung gegen ein neues Implantat ausgetauscht.


Wenn sich das Silikon durch die Bestrahlung verklumpt, warum wird es dir dann schon gleich nach der Mastektomie eingesetzt und nicht erst, wenn die Behandlung vorbei ist?

Bei der Mastektomie wird die Brust quasi komplett ausgehöhlt, nur die Haut bleibt stehen. Für die Haut muss es einen Platzhalter geben, sonst würde sie zusammenfallen. Ich stelle es mir vor, wie ein Luftballon, aus dem die Luft rausgelassen wurde.

Ich verstehe!
Nennst du deine Chemos eigentlich immer noch "Cocktailparties"?


Klar.   Schwarzer Humor ist sehr wichtig in so einer Situation. Und die Tage danach sind mein Hangover.  

Amelie, ich wünsch dir für deine nächste Cocktailparty alles Gute und wir hören uns Ende des Monats wieder.

Vielen Dank. Es hat mir Spaß gemacht.
Bis ganz bald.  
     
Stella Hombach 21. August, 11.29 Uhr Amelie Blume
     
Hallo Amelie

Hallo Stella

Wie war dein Wochenende?

Mein Wochenende war aufregend.    
Am Samstagabend war ich auf zwei Geburtstagen (beides sehr enge Freundinnen) eingeladen und musste mich zweiteilen. Ich habe mich total in Schale geschmissen, mich schön geschminkt und mir Wimpern angeklebt. Ich habe mich richtig wohl gefühlt.
Und am Sonntag habe ich meine kleine Nala, einen Hundewelpen, abgeholt. Sie wohnt jetzt bei mir und hält mich echt auf Trapp.




Das hört sich toll an – und Nala ist ein echt süßer Name! Warum hast du dir für die Feier Wimpern angeklebt?

Die Wimpern gehen mir nun leider nach und nach aus. Ein paar wenige sind noch da. Für den Alltag ist das für mich ok. Am Samstag wollte ich mal wieder die Alte sein und mich richtig gut fühlen, vielleicht ein bisschen flirten (undercover ;-)).

Das kann ich verstehen! Wenn du sagst: Du wolltest mal wieder "die Alte" sein, wie meinst du das genau? Würdest du sagen, es gibt eine "Amelie vor dem Brustkrebs" und eine "Amelie danach" bzw. "während"?

Ja, mein Leben fühlt sich gerade anders an. Vorher war ich die selbstbewusste starke Frau, die einfach drauf los ist und die Leute angequatscht hat und Scherze gemacht hat, dabei habe ich mich gut gefühlt. Jetzt ist es so, dass ich mich schon überwinden muss, so offen auf die Leute zu zugehen. In meinem gewohnten Umfeld ist das kein Problem, aber wenn ich neue Leute treffe, fühl ich mich etwas unsicher. Ich merke dann, dass meine Schale weich ist, mein Inneres verletzbar und deshalb brauche ich meine Maske, deshalb auch die Wimpern.

Für die "Amelie danach" hoffe ich, dass ich mit den gesammelten Erfahrungen gestärkt aus der Krise hervorgehe. Daran arbeite ich bereits mit meiner Psychotherapeutin.


Würdest du auch ohne deine Perücke auf die Straße gehen oder brauchst du diesen Schutz?

Ich brauche den Schutz. Mit Perücke sieht mir niemand etwas an, ich werde normal behandelt und kann dadurch auch in vielen Momenten alles vergessen.
Trotzdem fühle ich mich ohne Perücke sehr wohl. Ich mag meine Glatze.


Was sind deine Pläne für die Woche? Abgesehen davon, dass du Nasa stubenrein kriegen musst. 
Ich meine "Nala" – doofe Autokorrektur!  


Stimmt, das ist schon eine sehr umfangreiche Aufgabe.
Heute Nachmittag habe ich meine wöchentliche Psychotherapie.
Heute, morgen und übermorgen bin ich jeweils mit Freunden verabredet, die wollen alle Nala kennenlernen.
Und Donnerstag geht es dann wieder zur Cocktailparty, aber daran möchte ich heute noch nicht denken.
Übrigens noch 3 Mal, d.h. in drei Wochen habe ich es hinter mir.

Cool! Dann ist der erste Teil ja bald geschafft.

Ja, darüber bin ich sehr froh. Das ist schon mal ein Meilenstein.

Hast du deiner Psychotherapeutin eigentlich von unserem Facebook-Gesprächen erzählt?

Ja, ich habe das mit ihr besprochen, weil ich mir nicht sicher war, ob dadurch irgendetwas aufgewühlt werden könnte. Wir sind beide der Meinung, dass dabei nichts ans Tageslicht kommen kann, was nicht sowieso schon da ist, da ich ja sowieso sehr offen mit der Krankheit umgehe.

Geht es in euren Sitzungen immer noch um das Umgehen mit Ängsten oder hat sich der Fokus inzwischen verschoben?

Mein Hauptthema sind immer noch meine Ängste. Drumherum ergeben sich aber auch noch andere Themen, wie z. B. der Umgang mit meinem sozialen Umfeld oder der Umgang meines sozialen Umfeldes mit mir. In einer solchen Krise merkt man tatsächlich, wer wirkliche Freunde sind und wer es eigentlich nie war.

Solche Erkenntnisse sind sehr schmerzhaft, wie ich festgestellt habe, deshalb spreche ich auch darüber mit ihr.


Haben sich manche Freunde wegen der Erkrankung tatsächlich von dir abgewandt?

Leider ja, ich nenne sie "Gutwetter-Freunde". Freunde, die immer nur da sind, wenn es mir gut geht, brauche ich nicht.

Ich muss aber im Umkehrschluss auch sagen, dass ich einige neue Menschen kennengelernt habe und, dass mir andere Menschen näher gekommen sind, von denen ich es nie gedacht hätte. Insgesamt, sehe ich es positiver, dass die Linse meiner Kamera gerade scharf gestellt ist und ich sehen kann, wer mir wirklich gut tut und wer nicht.


Tauscht du dich auch mit anderen Betroffenen aus?

Ja, das auch. Das tut gut, weil jemand der nicht selbst betroffen ist, die "Wehwehchen" oder Sorgen und Ängste nicht so gut nachvollziehen kann, wie meine Leidensgenossinnen.

Etwa, wie es sich anfühlt, wenn die Wimpern ausfallen.

Genau.

Ich kann es mir leider auch nicht vorstellen. Tut das weh?

Nein, das tut nicht weh.

Ich habe mir sagen lassen, dass es juckt, wenn sie später wieder wachsen.



Blöd ist, dass einem das Wasser beim Duschen direkt in die Augen fließt.

Ich benutze daher für meine Glatze Babyshampoo "ohne Tränen".


Ein guter Trick!

Ja, da muss man sich schon etwas einfallen lassen, um das Ganze so angenehm wie möglich zu gestalten.

Amelie! Vielen Dank für das Gespräch – und viel Erfolg für die nächste Cocktailparty. Ich freue mich schon auf unseren nächsten Chat!

Sehr gerne. Es hat mir wie immer Spaß gemacht.

Und drück Nala von mir!

Das mache ich.
Bis bald.


     
Stella Hombach 21. September, 10.14 Uhr Amelie Blume
     
Hallo Amelie, du hattest jetzt deine letzte Chemo. Wie geht es dir damit?

Hallo Stella,
ja, ich bin endlich durch damit. Ich freue mich riesig darüber, dass ich dieses Kapitel abschließen kann. Damit ist der erste riesige Meilenstein gesetzt. Allerdings merkt mein Körper jetzt auch die Erschöpfung und braucht dringend Erholung. In noch nicht mal einer Woche ist meine OP, ich versuche die Zeit bis dahin möglichst gut zum Entspannen zu nutzen.


Gestern hattest du dein erstes Vorgespräch. Ist dabei alles gut gelaufen?

Es waren mehrere Gespräche mit unterschiedlichen Ärzten, Gynäkologen, Anästhesisten, etc. Das meiste davon war Routine für mich. Ich vertraue den Ärzten zu 100 %, das gibt mir Gelassenheit.

Was mich gestern aber echt aus der Spur gehauen hat, war das Gespräch mit dem Chefarzt, indem er mir "Vorher-Nachher-Bilder" einer Frau zeigte, bei der auch eine subkutane Mastektomie durchgeführt wurde.

Das hat mich einige Tränen an seinem Schreibtisch gekostet und beschäftigt mich auch jetzt noch sehr.


Ach Scheiße! Warum hat er dir denn die Bilder gezeigt?
Wolltest du die sehen?

Ja, ich wollte sie sehen und habe ihn darum gebeten, sie mir zu zeigen. Ich bin so gepolt, dass ich mich immer mit den Dingen konfrontiere und auseinandersetze. Es war mir wichtig, dass ich mich gedanklich schon auf alles vorbereiten kann, damit der Schreck hinterher nicht so groß ist.

Die Bilder waren nicht schlimm, die neuen Brüste sahen sogar gut aus. Niemand würde je vermuten, dass da etwas gemacht wurde. Allerdings sahen sie anders aus als die echten Brüste der Frau, nicht mehr ganz so schön. Das hat mich traurig gemacht.

Der Arzt hat mich dann beruhigt, indem er meinte, dass an erster Stelle meine Genesung stehen sollte und nicht die Ästhetik.


Ach man. Das tut mir leid. Und er hat natürlich recht.
Wie sieht denn dein Entspannungsprogramm momentan aus?


Ich gehe viel mit meiner kleinen Hündin spazieren, lege mich in die Badewanne und danach aufs Sofa und versuche mir so wenig Stress wie möglich zu machen. Zu Hause bleibt jetzt auch mal was liegen und wenn ich keine Lust zum Kochen habe, bestelle ich mir einfach was.

Das hört sich gut an. Aber würdest du sagen, du ziehst dich gerade eher zurück, brauchst Zeit für dich oder gehst du auch gerne noch mit Freunden raus und redest über das, was in dir vorgeht?

Stimmt, das habe ich vergessen. Ich treffe auch mit meinen Freunden. Gestern war ich mit zwei Freundinnen beim Griechen essen. Ich habe mir dort alles von der Seele geredet und die beiden haben mir sehr viel positiven Zuspruch gegeben. Das tat wirklich gut. Insgesamt war der Abend total lustig, da es ja auch noch andere Themen gibt als meine Krankheit.

Ich denke, Rückzug wäre genau das Falsche in dieser Situation. Dabei droht die Gefahr in eine Depression zu fallen. Es ist wichtig sich abzulenken, sich gutes zu tun, die richtigen Menschen um sich zu haben und soweit es geht zu genießen, was man sich gönnt.

Es ist aber auch genau so wichtig, sich Zeit für sich zu nehmen, zu weinen, zu trauern, sich mit den Dingen auseinandersetzen.

Das ist manchmal angenehmer alleine, manchmal aber auch mit Freunden.


Das klingt ziemlich weise.   Magst du vielleicht kurz erklären, was an der Brust, die der Arzt dir gezeigt hat, so "anders" aussah?

Danke  

Ja klar, ich versuche das mal in Worte zu fassen.

Bei der neuen Brust fehlten so ein bisschen die Rundungen und sie sah etwas platt aus.

Man muss sich ja vorstellen, dass das Silikonkissen direkt unter der Haut liegt, somit hat die Brust die Form des Silikonkissens.

Bei einer gewünschten Brustvergrößerung aus ästhetischen Gründen wird das Silikonkissen unter das Brustgewebe gelegt, somit hat die Brust ihre Rundungen und besteht trotzdem aus "Fleisch und Blut".
Bei dem Brustaufbau nach Brustkrebs, wird das komplette Brustgewebe entfernt, sodass "Fleisch und Blut" quasi fehlen.

Es ist so schwer zu erklären.

Trotzdem sah es wirklich, wirklich gut aus und es würde niemandem auffallen, glaube ich.

Für mich ist es auch nochmal eine andere Geschichte, weil ich extrem viel Wert auf meinen Körper lege. Ich habe vor der Diagnose 3-4 Mal die Woche Sport gemacht und mich mit Low-Carb ernährt. Da bin ich sehr diszipliniert, was meinen Körper angeht und nach der OP werde ich dann halt ein Manko haben, für mich gefühlt. Mein Trost ist, dass Angelina Jolie es auch hat machen lassen.

Und sobald ich wieder fit bin, werde ich mit dem Sportprogramm weiter machen.    


Helfen dir Menschen wie Angelina Jolie besser mit der Krankheit umzugehen?

Ja, das hilft mir sehr. Ich habe mir ein Bild von Sylvie Meis aus der Zeitung ausgeschnitten und an den Badezimmerspiegel geklebt.
Damit werde ich jeden Tag daran erinnert, dass es wieder bergauf geht.


Das Model Sylvie Meis kannte ich gar nicht – die habe ich gerade gegoogelt


Mal was anderes, wie läuft es eigentlich mit deinem Blog?


Da ich mir ja mein kleines Hunde-Baby Nala angeschafft habe, schaffe ich es überhaupt nicht mehr, mich um den Blog zu kümmern.
Ich investiere meine Zeit gerade damit, sie zu erziehen, das tut mir sehr gut.

Mal sehen, wann ich wieder dazu komme am Blog weiterzuarbeiten.
Im Moment möchte ich ja erstmal entspannen.  


Wann ist denn die OP?



Die OP ist schon nächste Woche Mittwoch.

Das ist in der Tat recht bald. Wie lange musst du dann im Krankenhaus bleiben?



So zwischen 5-7 Tagen.

Und weißt du schon, wer dich zur OP begleitet?



Ja, meine Mutter kommt mit.

Super!


Magst du noch was loswerden, was dich momentan beschäftigt?



Mmmmmmhhhhhh..... aktuell konzentriere ich mich auf die OP und die Veränderung meines Körpers.

Alles andere kommt danach.

Meine Devise "Schritt für Schritt".  


Dann wünsche ich dir alles alles Gute, entspann dich, lass die Tränen raus, wenn sie kommen

und wir hören uns, wenn du dich von der OP erholt hast.  




Vielen Dank. Für dich auch alles Gute. Und genau, wir hören uns. Bis dann & lass es dir gut gehen.

     
Stella Hombach 28. September 2017, 11.10 Uhr Amelie Blume
     

Hallo Stella, die OP ist gut verlaufen. Die entnommenen Lymphknoten sind gesund!

Ach super! Das freut mich – geht es dir ansonsten auch einigermaßen gut?



Ich habe dolle Schmerzen, aber auch das geht vorbei. Das Schlimmste ist geschafft. Der zweite Meilenstein gelegt.

     
Stella Hombach 16.Oktober, 9.58 Uhr Amelie Blume
     
Hallo Amelie, wie geht es dir?



Huhu. Es geht mir soweit ok. Danke Bin erst am Samstag aus dem KH gekommen und muss mich grad erst mal einleben. Hatte ein paar Probleme mit dem einoperierten Material und deshalb 3 Wochen Fieber. Aber das ist jetzt geschafft.

     
Stella Hombach 9. November, 9.35 Uhr Amelie Blume
     
Hallo Amelie! 
  Es ist einige Zeit her, dass wir uns dass letzte Mal gesprochen haben. Inzwischen wurdest du operiert, warst erkältet und die Strahlentherapie hat begonnen. Meine erste Frage: Hast du die Operation gut überstanden?




Hallo Stella, 
  ja, das stimmt, es ist etwas länger her. 
  Die Operation war ok, allerdings hat mein Körper lange gebraucht um damit klar zu kommen. 
  Mir wurde eine Netzhaut (echte Haut eines anderen Menschen) implantiert, damit die Implantate einen besseren Halt haben. Mein Körper hat 3 Wochen lang mit Fieber darauf reagiert.
Diese ganze Zeit musste ich im Krankenhaus bleiben. Das war wirklich anstrengend. Vor allem waren die Schmerzen auch sehr heftig. Die Implantate wurden unter den Brustmuskel geschoben. Dementsprechend hatte ich übelste Muskelschmerzen.


Das klingt mies – und krass, dir wurde tatsächlich echte Haut transplantiert? 
 Von dieser Methode habe ich vorher noch nie gehört.




Ja, das ist eine Art Netz aus echter Haut. Das liegt aber unter meiner Haut, ist also von Außen nicht sichtbar. Es wurde verwendet, da meine Brust ja komplett ausgehöhlt wurde und nur noch meine Haut stehengeblieben ist. Diese war dann ziemlich dünn und hätte es nicht alleine geschafft das Silikonimplantat zu halten. Daher wurde meine Haut mit einer weiteren Schicht Haut stabilisiert.

Sind die Schmerzen denn heute besser bzw. weg?



Ja, die Schmerzen sind weg. Ich merke nur noch etwas, wenn ich schwer hebe, das sollte ich auch noch lassen für einige Zeit und zudem habe ich Nacken und Rückenschmerzen wegen der Schonhaltung. Zur Besserung wurde mir jetzt Physiotherapie verschrieben.

Das mit der Physio ist gut! Sage mal, wenn ich mir das so durchlese, was du über die Operation schreibst, klingt das für mich echt heftig. Wie fühlt es sich für dich an, so detailliert darüber zu sprechen?



Zunächst ist es so, dass mich mein Arzt gut auf alles vorbereitet hat, daher war ich auf so ziemlich alles vorbereitet. Zudem glaube ich, dass ich im letzten halben Jahr wirklich gelernt habe, was es heißt geduldig zu sein. Das hat mir in den 3 Wochen sehr geholfen. Zudem standen mir Ärzte und Krankenschwestern jederzeit zur Seite und meine Freunde und meine Mutter waren immer für mich da. Logo hatte ich auch Tiefs im Krankenhaus, weil das Fieber mich einfach nicht verlassen wollte - aber ich habe immer versucht das Beste aus Allem zu machen.

Das hört sich bei dir schon so abgeklärt an...



Und jetzt ist ja auch schon die Bestrahlung dran, das heißt, es ist keine Zeit mehr da, um über die OP nachzudenken. Ich denke, das werde ich alles nach und nach noch in meiner Psychotherapie bearbeiten. Insgesamt braucht alles seine Zeit bis ich es nach und nach verdaut habe.

Und wie fühlst du dich mit den Implantaten? Manche Frauen empfinden sie ja als eine Art Fremdkörper. Ist das bei dir ähnlich oder hast du dich bereits an sie gewöhnt?



Als Fremdkörper habe ich sie nie empfunden. Ich betrachte das Ganze aus zwei Sichtweisen. Auf der einen Seite war und bin ich froh, dass ich endlich die Implantate habe, weil ich mit dem Gefühl, dass der Tumor in der Brust ist, nicht mehr leben wollte. Auf der anderen Seite fühlt es sich natürlich komisch an und es sieht auch anders aus. Ich taste mich jeden Tag ein Stück weiter heran, meinen Körper und meine neuen Brüste so anzunehmen, wie es nun ist. Am Anfang konnte ich sie gar nicht anfassen. Das geht jetzt schon richtig gut. Kosmetisch ist alles noch längst nicht so, wie es sein soll,daher stehen noch einige OPs an. Aber darüber denke ich jetzt noch nicht nach.

Schritt für Schritt also und nichts überstürzen. Das klingt gut.


Wie war denn die erste Bestrahlung?



Die erste Bestrahlung war ganz schrecklich. Danach ging es mir richtig übel. Ich kam nach Hause und mir war übel, ich war müde und meine Nerven lagen richtig blank.

Was war so schrecklich?



Ich glaube, das war ein Zeichen dafür, dass alles ein bisschen viel ist. Ich spüre noch die Nachwirkungen von der Chemo, dann die schwere OP und dann schon wieder was neues. Das konnte ich einfach nicht so schnell integrieren. Ich glaube mein Körper war überlastet und angespannt, weil ich nicht wusste, was mich erwartet.

Verständlich. Ging es bei der zweiten Sitzung besser?



Ja, das war besser, aber es hat sich komisch angefühlt. Das Ganze findet im Strahlenzentrum in einem Kellerraum statt. Es ist quasi eine Massenabfertigung, weil das ganze nur 5 Minuten dauert. Da kommt einer nach dem anderen dran und man spricht mit niemandem. Total unpersönlich und nichts für mich. Das habe ich mit meiner Psychologin besprochen und seitdem nehme ich ein kleines Stofftier mit, was ich während der Bestrahlungszeit in der Hand halte. Etwas persönliches von mir. Es ist quasi ein Übergangsobjekt. Kleine Kinder haben das auch oft, z.B. die Kuscheldecke, die immer mit muss. Kinder benutzen das auch als Übergangsobjekt, damit sie immer etwas bekanntes dabeihaben, damit sie sich wohl fühlen.


Mein kleiner Stoffbär macht es mir viel erträglicher.

Gibt es da nicht mal irgendwelche Blumen oder hübschen Bilder, die das Warten bis man dran ist irgendwie erträglich machen?



Ein paar Bilder ja, aber irgendwie wirkt alles kalt und unpersönlich.

"Massenabfertigung" klingt grauenhaft – gerade in so einer Situation!



Ja, das stimmt, es ist auch nicht schön.

Ach das tut mir leid. Wie oft musst du denn noch hin?



Jetzt noch 22 Mal von 28. Ich habe jeden Tag einen Termin um 11.00 Uhr, außer an Wochenenden oder Feiertagen.

Uff!  
Wie geht es Dir ansonsten?




Ich bin müde und schwach mittlerweile. Meine Knochen schmerzen von der Chemo und meine Haut ist trocken. Es wird Zeit, dass Ende ist mit den Behandlungen. Gestern habe ich die Info bekommen, dass ich im Januar an die Ostsee zur Anschlussheilbehandlung fahre. Darauf freue ich mich.

Anschlussbehandlung ist die Reha nach der Bestrahlung?



Ja, genau.  

Und wie geht es Nala? Schaffst du es regelmäßig mit der Kleinen rauszugehen – auch jetzt, wo du dich so schwach fühlst?



Nala geht es super.
Ja, es ist gut, dass sie da ist, so muss ich hoch und das hilft mir einigermaßen fit zu bleiben.


 



Apropos, wir müssen jetzt auch Gassi gehen, es ist an der Zeit.

Haha! Alles klar! Wollen wir nächste Woche weiter quatschen?



Ja, gerne.  

Schön! Da freue ich mich!



Ich mich auch.   Hab einen schönen Tag.

Dann drück Nala von mir und genießt die frische Luft  



Das mache ich.  

     
Stella Hombach 22. November, 10.52 Uhr Amelie Blume
     
Hallo Amelie! Bist du schon online?



Hallo Stella, jetzt ja.  

Schön! Ich habe vorhin gesehen, dass du bei WhatsApp ein neues Profilbild hast (was im Übrigen sehr schön ist!) und dass deine Haare schon wieder wachsen!



Vielen Dank.   Ja, ich hatte ein Fotoshooting, was mir sehr gut tat. Seitdem setze ich meine Perücke nicht mehr auf und gehe mit Kurzhaarfrisur. Ich glaube, ich habe in meinem ganzen Leben noch nie so viele Komplimente bekommen.



Das ist ja super! Wie kam es zu dem Fotoshooting?



Mein Körper hat im letzten halben Jahr eine große Veränderung hinter sich und ich habe mir überlegt, wie ich es mir leicht machen kann, damit umzugehen. Dann habe ich recherchiert und bin im Internet auf Anastacia gestoßen, die zweimal an Brustkrebs erkrankte. Auch Sie hat ein Fotoshooting gemacht und die Bilder veröffentlicht. Ich fand diese Idee super und habe es dann auch gemacht.

Cool! Anastacia ist vermutlich auch eine Bloggerin:) Inwieweit hat dir das Shooting geholfen?


..ach ich habe gerade gegoogelt! Du meist vermutlich die Sängerin Anastacia...hihi..mein Fehler!    



Genau, die meine ich.  


Ich habe das Shooting ohne Perücke gemacht und auch u.a. in Dessous. Während des Shootings habe ich mich richtig wohl gefühlt und danach habe ich die Bilder gesehen und festgestellt, dass ich viel schöner bin, wenn ich so bin, wie ich bin - ohne Perücke. Und ich habe gesehen, dass meine neuen Brüste in Dessous echt super aussehen.  

Fühlt sich das Wachsen der Haare irgendwie besonders an?



Es fühlt sich einfach nur mega gut an.  

Und wie läuft es mit der Strahlentherapie? Bist du körperlich immer noch so erschöpft?



Es läuft soweit gut. Ich merke schon, dass ich müde bin insgesamt. Das ist nach dem Therapiemarathon, der hinter mir liegt auch kein Wunder. Ansonsten fühlt es sich an, wie ein leichter Sonnenbrand in der Achselhöhle.

Und (ich hoffe, die Frage ist jetzt nicht zu persönlich) wie geht es deinen Brüsten nach der Operation? Sind sie noch geschwollen oder ist schon alles verheilt?



Ich merke, dass ich sie nach und nach akzeptiere - jeden Tag ein bisschen mehr. Nach der Operation mochte ich sie noch nicht einmal anfassen und mittlerweile geht das schon ganz normal. Allerdings ist alles noch ein bisschen schief und krumm, aber es werden noch einige OPs folgen, um den kosmetischen Erfolg herzustellen. Meine Freundin hat gesagt: "Deine Brüste sind perfekt, weil sie gesund sind." Und das stimmt.

Das hat sie schön gesagt! Ich glaube, es ist auch ein guter und vor allem mutiger Schritt nach vorne sie einer Freundin zu zeigen. Das hilft bestimmt auch bei der Akzeptanz.



Ja, das stimmt. Ich habe sie zwei Freundinnen gezeigt und das hat wirklich geholfen. Und das Foto-Shooting hat mich auch gestärkt.

Gehst du eigentlich noch zur Psychotherapie?



Ja

Geht es in den Sitzungen auch um das Thema Körperakzeptanz oder beschäftigen dich aktuell noch andere Dinge?



Meine Themen in der Therapie sind hauptsächlich: meine Ängste, mein soziales Umfeld und der Umgang mit der Krankheit und mein Körper.

Haben sich die Ängste im Laufe der Therapie verändert?



Sie sind schwächer geworden, aber immer noch da. Am Anfang hatte ich richtige Panikattacken, die hatte ich jetzt schon lange nicht mehr. Trotzdem spüre ich die Angst immer in mir.

Was ist momentan deine größte Angst? Die nächsten Operationen?



Nein, vor Operationen habe ich keine Angst. 
  Die größte Angst habe ich davor, wieder zu erkranken.


Klar. Zahlen und Prozentangaben helfen da wenig ...



Das stimmt. Gefühlen mit Rationalität zu begegnen ist wenig sinnvoll. 
  Nach so einer Diagnose ist man ja auch traumatisiert und deshalb dauert es einfach seine Zeit, damit klar zu kommen.


Doofe Frage, aber hast du, bevor dir die Brüste abgenommen wurden, irgendeine Art Abschiedsritual durchgeführt?



Ich habe mich am Morgen vor der OP unter der Dusche von Ihnen verabschiedet.

Hat das geholfen?



Ich denke schon ja.  

 


Und kannst du mit deinen Freunden über deine Ängste reden oder ist das eher eine Thema, das du mit deiner Therapeutin besprichst?



Darüber kann ich auch mit meinen Freunden reden, das hilft auch manchmal. Aber so wirklich richtig in der Tiefe kann mir da nur meine Psychotherapeutin helfen.

Das kann ich mir vorstellen. 
  Seit du und Nala eigentlich schon in Weihnachtsstimmung?  




Ja, ein bisschen schon. Ich bin dabei nach und nach Geschenke zu besorgen und fange an ein wenig zu dekorieren.

Und hast du heute noch was schönes vor?



Ich bin etwas erkältet, daher werde ich mich nur ausruhen.

Oh ja, das kenne! Ich bin auch ordentlich verschnupft:) Dann wünsche ich dir gute Besserung und wir hören/lesen uns ganz bald wieder    ....Ach ja: Und deine kurzen Haare sehen wirklich klasse aus!



Danke und danke.  
  Ich wünsche dir auch eine gute Besserung. Bis ganz bald.



 

     
Stella Hombach 6. Januar, 10.03 Uhr Amelie Blume
     
Hallo Amelie, es ist zwar schon etwas her, aber "Happy New Year"!



Hallo Stella, 
ja, das stimmt. Alles Gute fürs neue Jahr.

Wie ist es dir ergangen? Hast du schön reingefeiert und hattest du ein nettes Weihnachten mit deiner Familie?



Ja, ich habe super schön gefeiert.
Wir waren mit insgesamt 10 Freunden an der Nordsee im Center Parcs und hatten ein paar super schöne Tage über den Jahreswechsel. Weihnachten war schön mit Freunden und Familie.
Ich bin ja nicht so der Weihnachtsfan.

Ach, das hört sich toll an! Ich bin auch kein Weihnachtsfan und habe dieses Jahr tatsächlich gar nicht mit der Familie gefeiert. Das war aber auch schön:) Musstest du während den Feiertagen denn noch oft an den Krebs denken?



Ich habe tatsächlich etwas Abstand gewonnen, was wirklich gut tat.
Womit ich mich viel beschäftigt habe, war gesundes Essen, viel Obst, viel Gemüse und viel Bewegung (Sport und Yoga). Da habe ich gemerkt, dass ich bewusster mit diesen Dingen umgehe.

Ein Weihnachten ohne Familie hatte ich auch schon mal. Wobei ich ja auch meinen engen Freunde als Familie bezeichne.  

Musst du denn immer noch zur Bestrahlung? Oder bist du damit jetzt fertig?



Die Bestrahlung ist durch. Ich muss nun noch alle 3 Wochen zur Antikörper-Therapie. Da das nur alle 3 Wochen ist, bekomme ich auch einen guten Abstand zu allem. Es ist jetzt halt nur noch alle 3 Wochen ein doofer Tag.

Naja... und morgen gehts zur Anschlussheilbehandlung für 3 Wochen, da wird die Krankheit nochmal Thema.
Was genau ist eine "Anschlussheilbehandlung"?



Es ist im Grunde eine Reha, heißt aber AHB, weil sie quasi im Anschluss an die Chemotherapie gemacht wird.
Verstehe! Weißt du schon, was dich da erwartet?



So ungefähr ja.
Ich denke, dass ich rund um die Ohr Programm haben werden.
Wassergymnastik, Yoga, Sport, Sport, Sport. Physiotherapie, Psychotherapie, Massagen, Ernährungsberatung etc. Das Programm startet wohl schon morgens um 7 und verteilt sich über den Tag bis abends.

Uff! 7 Uhr ist früh. So wie ich dich kennengelernt habe, achtest du ja schon recht gut auf dich und deinen Körper. Brauchst du da überhaupt noch eine Reha?



Ja, das stimmt.
Am liebsten würde ich die Reha verfallen lassen und nicht antreten. Ich bin hier zu Hause nämlich schon dabei mich gut fit zu machen. Ich kenne ja diesen Schweinehund nicht. Mache jeden Tag Yoga, gehe Laufen, esse gesund und meine Psychotherapie habe ich auch.

Allerdings ist es wohl so, dass wenn man die AHB ablehnt, könnte man lebenslang Probleme bekommen, wieder eine Reha zu bekommen. Und da weiß man ja nicht, was noch kommt. Also fahre ich zur AHB.

Vielleicht wird es auch ganz schön. Ich fahre nach Boltenhagen an die Ostsee, was ja schonmal nicht schlecht ist und zudem muss ich mich um nichts kümmern - nicht einkaufen, nicht kochen...  

Wirst du dein Übergangsobjekt mitnehmen? Was für ein Kuscheltier war das nochmal?



Gute Idee...   Daran hab ich noch gar nicht gedacht.   Allerdings werde ich nicht den kleinen Bären Bärbel mitnehmen, der erinnert mich zu sehr an die Zeit der Bestrahlung - das war echt öde und anstrangend. Aber mal sehen, was ich finde und mitnehm.   Meine Nala muss ich ja leider zu Hause lassen. Sie kommt zu meiner Mum.
Geht es Nala denn gut?



Ja, prächtig. Die hat das beste Leben.  
 
Wie geht es dir eigentlich mit deinen "neuen" Brüsten? Hast du dich an sie gewöhnt?



Es sind ja meine "Übergangs-Bubbies". Ich habe mich daran gewöhnt ja, aber mit dem Hintergedanken, dass eine weitere OP zur Verschönerung folgen wird. Ich habe Mitte Februar einen Termin bei einem angesagten Schönheitschirurgen in Hamburg.
Darf ich fragen, was bislang noch nicht so optimal bei bei den "Bubis" ist?


"Bubbis"



Na klaro. Sie haben sich etwas gesetzt. Das heißt, die Silikonkissen sind etwas weit nach unten gerutscht. Diese blöde Erdanziehungskraft.  
Die Brustwarzen müssen noch zentriert werden.
Es wird quasi einmal alles hin und her geruckelt während der OP und dann ist gut.

Das wird wohl kein immenser Eingriff, wie mir gesagt wurde. Aber warten wir mal den Termin im Februar ab.  

Der Eingriff klingt in der Tat überschaubar. Ich drücke dir dennoch die Daumen:) Gehst du eigentlich noch zur Psychotherapie?



Ja, dahin gehe ich noch. Ich habe eine Langzeittherapie bewilligt bekommen. Das heißt, ich werde sicher noch 1-2 Jahr dorthingehen, was auch gut für mich ist.
Haben sich mittlerweile denn neue Themen aufgemacht, die du bearbeiten willst/musst?


Ich merke, dass ich mich durch den Krebs verändert habe.
Ich denke viel mehr an mich und filtere besser negative Dinge aus. Immer wenn man sich selbst verändert, verändert sich auch das soziale Umfeld.
Ich bin nicht mehr die, die ich mal war....aber im positiven Sinne gemeint.
Ich denke jetzt erstmal daran, dass es mir gut geht und dann kommen die anderen. Früher war das sehr oft andersrum. Das ist natürlich eine Umstellung für die Leute um mich herum, die nun nicht mehr jeden Gefallen bekommen, wenn sie rufen.

Hast du ein Beispiel, wann Freunde und Familie mal mit deinem "neuen" Ich überfordert waren?



Zu Weihnachten sind zum Bespiel zu Hause die Fetzen geflogen, als ich bei meinen Eltern war.
Früher habe ich immer klein bei gegeben, wenn meine Eltern mich mit ihren etwas anderen Lebenseinstellungen überfahren haben.
Heute stehe ich zu dem was ich sage, fühle und denke und bleibe da konsequent. Das gefällt denen natürlich nicht.
Es gibt aber auch viele positive Beispiele an denen ich merke, dass es den Menschen besser gefällt, wenn sie grenzen aufgezeigt bekommen. Ich merke, dass da der Umgang auch besser und intensiver wird. Desto mehr ich mich vertrete, desto mehr können andere Menschen mich und meine Grenzen wahrnehmen.

Was genau meinst du mit Grenzen?



Manchmal glaube ich, dass der Krebs mir etwas sagen wollte oder, dass er mich geheilt hat. So widersprüchlich es auch klingt, aber manchmal denke ich, dass alles so kommen musste. Mit Grenzen meine ich, dass ich zum Beispiel Contra gebe, wenn mir jemand zu Nahe tritt oder zuviel von mir verlangt. Es ist so ein "bis hier her und nicht weiter". Weißt du, was ich meine?
Ja! Das verstehe ich :)
Hast du dir eigentlich was für 2018 vorgenommen?




Ich habe gelernt, dass das wichtigste im Leben die Liebe ist.
Damit meine ich nicht die Liebe eines Paares, sondern die Liebe, die in einem selbst wohnt. Es ist wichtig sich selbst zu lieben und alles was man tut aus Liebe zu tun, erst dann bekommt man Liebe zurück. Sie ist überall, wer Liebe säht, kann sie ernten.
Nach dieser Einstellung möchte ich viel, viel mehr leben in 2018.

Das hört sich gut!


Amelie, es war mal wieder sehr schön mit dir zu reden! Ich wünsche dir alles Gute für die Reha, genieß die Ostsee und melde zwischendurch gerne per WhatsApp. Ansonsten hören wir uns, wenn du wieder zurück bist:)



Liebe Stella, ich fand es auch wie immer schön mit dir zu plaudern.  
Genau, wir hören voneinander.
Lass dich von der Liebe tragen  
Bis dahin, liebste Grüße

     
Stella Hombach 21. Januar, 11.21 Uhr Amelie Blume
     
Hallo meine Liebe! Wie geht es dir? Ich bin schon ganz gespannt, wie die Reha an der Ostsee war!?



Hallo liebe Stella, es geht mir wieder gut, jetzt wo ich wieder zu Hause in meinem Leben angekommen bin. Die Reha war bestimmt durch ein Wechselbad der Gefühle. Ich schaue mit einem ganz schrecklich weinenden Auge zurück und einem lachenden. Das Weinende, weil die tägliche Konfrontation mit der Krankheit ganz schrecklich für mich war, zudem habe ich mich dort etwas eingesperrt gefühlt und abgeschieden von der Außenwelt und dem echten Leben. Das lachende Auge, weil ich total viele tolle und unglaubliche liebe Menschen kennenlernen durfte.
Das klingt sehr intensiv! Was genau meinst du mit der "täglichen Konfrontation"?



Bereits morgens beim Aufwachen in dem Klinikzimmer (was wirklich wie ein Hotelzimmer war), war mir schon klar "achja, ich weiß, warum ich hier bin.", dann ging es zum Frühstück und schon liefen mir eine nach dem anderen Frauen mit kurzen Haaren über den Weg...und wieder wusste ich, warum ich da bin. Dann gab es einen Vortrag nach dem anderen über Krebs - das war gruselig. Ich hatte das Gefühl, ich konnte diesem Alptraum nicht entkommen, keine Luft mehr kriegen...und meine Angst hat sich verstärkt.
Was für Vorträge wurden euch denn da gehalten?



Das waren Vorträge zur "Ernährung", was man alles essen und nicht essen sollte, was krebserregend sein könnte. Dann ging es generell um den "Umgang mit Krebs", "Nebenwirkungen der Chemotherpie" etc. pp. Ich habe mich dabei überhaupt nicht wohl gefühlt. Es war mir viel zu allgemein und übergestülpt und dazu immer wieder dieser Trigger "Achja, ich war krank und muss jetzt mit den Nebenwirkungen leben."
Das kann ich verstehen. Das ist ziemlich mit der "Faust ins Gesicht". Haben die anderen Frauen das ähnlich empfunden?



Teilweise ja, teilweise nein. Die Meinungen teilten sich dort. Einige fandes es so toll, dass sie noch eine Verlängerungswoche beantragt haben. Ich konnte es kaum erwarten, dass es wieder nach Hause geht - zu meiner Nala, zu meinen Freunden, Freiheit und Leben.
Du hast dich ja eigentlich ziemlich intensiv mit der Krankheit auseinandergesetzt, warst bei der Psychotherapie, hast deine Ängste bearbeitet... Weißt du, warum dich die Konfrontation dort nochmal so aus der Bahn geworfen bzw. dir zu schaffen gemacht hat?



Ich glaube, es war das Gesamtpaket dort, dass es mir nicht gut ging. Alles was mir wichtig ist und mir Kraft (Nala, Freunde, meine Stadt) gibt musste ich in Hamburg lassen. Dazu kommt, ich bin so unglaublich freiheitsliebend, für mich ist es ganz schwer in solchen vorgegeben Strukturen zu leben. Mir wurde vorgeschrieben, wann ich zu den Mahlzeiten zu erscheinen habe, weil es vorgeschriebene Zeiten gab. Abends mussten wir um 22.30 Uhr in der Klinik sein, weil dann die Türen abgeschlossen wurden, auch am Wochenende. Das Schlimme war, dass ich meinen Ängsten keine Ruhe gönnen konnte, weil ich non-stop da festhing. Ich glaube, dass das Schreckliche war. Oh Stella, es war so dunkel da, ich konnte teilweise das Licht am anderen Ende des Tunnels nicht mehr sehen. Zum Glück waren die lieben Leute da, die mich immer wieder rausgezogen haben und meine Freunde mit denen ich telefoniert habe.
Ach Gott! Das klingt echt deprimierend! Und dabei soll die Reha einem doch guttun. Hast du zwischendurch mal überlegt, die Kur frühzeitig zu beenden und einfach zu sagen "Stopp! Mir reicht´s. Das mache ich nicht länger mit!"?



Ja, habe ich. Aber das hätte mir ja nichts genützt. Ich musste sie ja machen. Ich wollte es von Anfang an nicht machen, aber Krankenkasse und Rentenversicherung verlangen das von einem. Was es mir allerdings gebracht hat, war meine körperliche Fitness. Körperlich konnte ich da mehr zu Kräften kommen, durch das tägliche Sportprogramm.


Naja und rückblickend hat es mir auch gezeigt, dass meine Ängste noch ganz schön doll existieren und, dass ich daran doch noch mehr arbeiten muss, als ich vorher dachte. Dazu kommt, dass ich da noch mehr zu schätzen gelernt habe, was ich zu Hause habe, was mein Leben ist und dass ich mein Leben liebe, so wie es ist - weil ich es einfach nur vermisst habe.
Und du sagtest, dass du eine Menge netter Menschen getroffen hast. Hast du mit manchen von ihnen noch Kontakt?



Ja, wir haben noch Kontakt und wollen uns auch im Herbst wieder treffen.
Ach, wie schön! Gab es denn bestimmte Themen, die ganz gut waren, mal mit anderen Betroffenen zu besprechen? Oder ging es bei Euren Unterhaltungen eher um Ablenkung?



Ich habe eine Mitpatientin getroffen, die auch einen Gendefekt hat und ebenfalls die beidseitige Mastektomie. Die Gespräche mit ihr taten mir gut, weil wir gegenseitig zu 100% nachempfinden konnten, wie man sich damit fühlt. Ansonsten ging es ganz viel um Ablenkung. Wir haben an einem sonnigen Tag meinen Drachen "Life" steigen lassen oder wir waren ganz oft abends tanzen in einer Kneipe. Das waren kleine aber wunderbare Auszeiten.
Wie fühlst du dich denn heute mir deinen Brüsten? Hast du dich gut an sie gewöhnt?



Es ist immer noch mittelmäßig und ehrlich gesagt, bin ich gerade schon wieder dabei Abschied von ihnen zu nehmen. Anfang April habe ich meine Korrektur OP, dann werden sie hoffentlich schick gemacht, meine Bubbies.  
Dann drücke ich dir dafür ganz fest die Daumen! Wie lange bist du eigentlich schon wieder zuhause?



Ich bin jetzt seit 3 Wochen wieder zu Hause von der Reha.
Danke, das kann ich gut gebrauchen.  

Und hast du dich mittlerweile wieder eingelebt und die Reha-Zeit verarbeitet?



Ja, mittlerweile ist alles wieder gut. Ich strahle und lache wieder und genieße das Leben. Es hat aber auch seine Zeit gedauert, bis das wieder so war. Meine Psychotherapeutin hat mir sehr geholen, mich wieder zu finden und meinen Weg zu gehen.
Wenn ich mir das so überlege, ist das echt krass: Dass die Psychotherapie einem Menschen helfen muss, die Reha zu verarbeiten! Aber ich hoffe, die Zeit war dennoch für etwas gut. Die Konfrontation hat dich bestimmt auch nochmal irgendwie innerlich wachsen lassen :)



Ich glaube dabei kommt es darauf an, wie man selbst gepolt ist. So wie ich es erlebt habe, haben es andere nicht empfunden. Ich bin ein Sensibelchen und zu mir dringt ganz viel nach ganz tief innen durch und beschäftigt mich. Das sind Dinge, die manche andere gar nicht wahrnehmen. Insgesamt bin ich aber froh darüber, weil ich die Wahrheit dann direkt beim Schopfe packe und sofort anfange mir die Sachen anzugucken und zu verarbeiten.
Das klingt gut! Mal was ganz anderes: Warst du eigentlich bei der Berlinale? Dein neues WhatsApp-Bildsieht nach rotem Teppich aus :)



Oh ne.... ich war bei der Premiere von "Fifty Shades of Grey III" im Kino in Hamburg. Da war so eine Fotostation aufgebaut und meine Freundinnen und ich haben uns da den Spaß gemacht, uns da fotografieren zu lassen.   Das war ein riesen Spaß. Das ist mein Leben!!!  
Haha...wenn du bei der Berlinale gewesen wärst, wäre ich auch enttäuscht gewesen, dass du in "meinem" Städle warst, ohne dich zu melden



Niemals würde das passieren. Vielleicht besuche ich dich ja bald mal, wenn nach der nächsten OP alles verheilt ist.
Du bist auf jeden Fall immer herzlich Willkommen!



Das freut mich.
Danke auch für das Gespräch! Es war mal wieder sehr schön und interessant mit dir. Hab noch einen sonnigen Tag und wir hören uns bald wieder!  



Sehr gerne. Ich fand es auch schön. Leider lässt sich die Sonne in Hamburg heute nicht blicken. Aber ich habe gelernt, im Regen zu tanzen.   Bis ganz bald.  
Ich tanze mit!  



 
     
Stella Hombach 28. April, 10.28 Uhr Amelie Blume
     
Huhu Amelie! Ich falle gleich mal mit der Tür ins Haus: Du hattest inzwischen die Nach-Op deiner Brüste. Bist du mit dem Ergebnis zufrieden?



Hallo liebe Stella, ja, genau ich hatte die Korrektur OP. 🙂.

Das Ergebnis ist wirklich unglaublich schön geworden. Sie sehen sehr natürlich aus. Ich liebe sie! ❤

Allerdings habe ich echte Probleme mit dem Heilungsprozess, weil sich immer wieder Wundwasser bildet und das ist echt anstrengend gerade. Ich muss mich so ruhig wie möglich verhalten, damit der Körper möglichst wenig Lymphflüssigkeit produziert. Somit bin ich quasi auf Sofa oder Bett verhaftet.

Habe einige Bücher durch und Amazon.prime kenne ich auch schon auswendig.
Hihi – und schön dass du mit dem Ergebnis zufrieden bist. Das freut mich sehr! Ist das mit dem Wundwasser denn nur störend oder hast du auch Schmerzen?



Das ist ein unangenehmes Gefühl. Ich glaube, dass es vergleichbar ist mit dem "Milcheinschuss" nach einer Schwangerschaft. Es kommt immer mehr und mehr Wasser, irgendwann fühlt es sich so an, als würde die Brust platzen und mir um die Ohren fliegen. Wenn es soweit ist, wird es allerhöchtste Eisenbahn, dass ich zum Arzt gehe - der punktiert dann und lässt somit die Flüssigkeit raus. Damit sich keine Entzündung bildet nehme ich bereits seit fast 4 Wochen Antibiotika, das hat natürlich auch eine schwächende Wirkung auf den Körper. Es ist gerade nicht das gelbe vom Ei - vorsichtig formuliert.
Ja, das hört sich wirklich nicht toll an. Wie oft musste denn schon punktiert werden?



Puh, irgendwann habe ich aufgehört zu zählen - aber 10 Mal war es mindestens schon. 😕
Aua! Und ist das mit dem Wundwasser normal oder ist bei der OP etwas schief gelaufen?



Mein Arzt sagt, dass das eine ganz normale Sache ist in meinem Fall. Das würde tatsächlich häufiger vorkommen. Betroffen ist (zum Glück!) nur meine linke Seite. Das ist die Seite, die damals den Tumor hatte und die befallenen Lymphknoten. Aufgrund dessen, dass dort im Oktober 4 Lymphknoten entfernt wurden, funktioniert das Lymphsystem an der Stelle nicht mehr so richtig. Dazu kommt, dass auch auf der Seite die Bestrahlung stattgefunden, die natürlich auch Schaden im Gewebe hinterlassen hat. Somit funktioniert der Selbstheilungsprozess meines Körpers an der Stelle eher schlecht.
Verstehe. Ist es denn absehbar, ob und wann das wieder aufhört?



Leider ist es gerade so, dass alles still steht.

Vor einer Woche hatte ich schon die Einwilligung für eine nächste OP unterschrieben. Dann ist aber doch eine minimale Besserung eingetreten, sodass wir die OP wieder abgesagt haben.

Es ist jetzt viel Gelduld gefragt - abwarten und Tee trinken. Wenn es sich überhaupt gar nicht bessert, komme ich vielleicht doch nicht um eine OP drumherum. Aber daran will ich nun wirklich noch nicht denken. 😉
Dann drücke ich dir die Daumen, dass sich das mit den Lymphknoten von alleine bessert. Im Krankenhaus warst du ja jetzt oft genug!

Hattest du vor der Operation eigentlich Angst, dass deine Brüste später doch nicht so aussehen, wie du es dir wünschst?




Nein! Ich habe da einen der besten Plastischen Chirurgen aus Deutschland an der Hand. Dem habe ich absolut vertraut. Und das Ergebnis ist sogar noch 100 Mal besser, als ich es erwartet hätte.
Top! Darf ich fragen, wie sich das mit dem Silikon anfühlt?



Klaro. Das fühlt sich gut an. Wie bei einer 14-Jähringen. 😀
Wie meinst du das?



Sie sind fest und gut in Form.
Die Probleme, die andere Frauen ab 30 bekommen oder nach einer Schwangerschaft habe ich nun nicht mehr. 😉

Aber wie ich finde, war das auch das Mindeste, was ich als Belohnung bekommen konnte. 😀

Da hast du recht!

Wie lange bist du eigentlich noch krankgeschrieben?




Mein Plan war eigentlich, dass ich im Juli wieder arbeiten gehe.
Nun muss ich mal schauen, was meine Linke 😉 dazu sagt - was sie meint, wie lange sie noch braucht.
Vielleicht verzögert sich der Einstieg dann um ein paar Wochen.

Und hast du mit deinem Chef schon besprochen, wie der Einstieg aussehen soll? Du wirst vermutlich nicht gleich wieder voll einsteigen, oder?



Ich werde das Hamburger Wiedereingliederungsmodell wählen. Ein paar Wochen erstmal nur 4 Stunden täglich, dann 5 Stunden, dann 6 Stunden - und irgendwann 8.
Super! Freust du dich denn schon?



Mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Ich freue mich darauf wieder meine alten Kollegen zu sehen, auf meine Aufgaben, die Verantwortung, ein geregelter Tagesablauf usw..

Aber ich bin auch etwas traurig, da ich die Zeit zu Hause auch wirklich sehr genossen habe. Wenn ich zurückblicke, blicke ich an eine schöne Zeit zurück, trotz der ganzen Höhen und Tiefen. Die schönen Tage überwieden eindeutig. Ich habe soviel über mich selbst und das Leben gelernt, das hat mich so sehr bereichert. Ich habe neue Dinge entdeckt für die ich mich interessiere, habe gelernt mich selbst auszuhalten in den schwierigsten Situation, ich habe unglaubich tolle Menschen auf meinem Weg getroffen und andere in die Wüste geschickt, ich bin stärker geworden und stehe zu mir und meinen Träumen und verwirkliche mehr davon, ich habe gelernt mich selbst zu lieben und verstanden, dass Liebe das Gesetz des Lebens ist. Das alles ist auch ein Grund, weshalb ich später nur noch halbtags arbeiten möchte, um eben diese Zeit für mich weiterhin zu haben.

Du hast zwischendurch ja auch eine Ausbildung zum psychotherapeutischen Heilpraktiker angefangen. Magst du dich mit dem noch mal umorientieren?



Darüber habe ich mir tatsächlich in den letzten Tagen auch meine Gedanken gemacht. So ganz verabschieden kann ich mich davon noch nicht - ich bin auch aktuell wieder tief versunken in meine Psychologie Bücher. Ich glaube aber, dass ich noch Zeit brauche, um die Arbeit damit umzusetzen, weil ich mich in nächster Zeit noch um mich kümmern möchte, bevor ich mich anderen voll und ganz widmen kann.

Ich habe dafür am Anfang des Jahres mit einer Yogalehrer-Ausbildung angefangen. Ich dachte, das ist ein guter Kompromiss. Yoga vereint schließlich Körper und Psyche. 🙂

Yoga und Meditation hat mir im letzten Jahr sehr geholfen und deshalb dachte ich, dass ich meine Begeisterung dafür gerne nach Außen transportieren möchte. Dabei kann ich mit Menschen und positiven Energien arbeiten, was mir viel Freude bereitet.

Im Vergleich zum HP Psychiotherapie brauche ich mich dort erstmal nicht mit den tiefen Sorgen anderer Menschen beschäftigen.

Das klingt nach einem guten Plan – und du musst das ja nicht überstürzten :)

Gehst du auch noch zur Psychotherapie oder ist die mittlerweile durch?




Ich geh noch hin. Es ist eine Langezeit-Therapie, d.h. die läuft mindestens 2 Jahre.
Cool!
Und – nur, weil ich mich in einem Artikel gerade mit dem Thema beschäftigt habe – aber wirst du einen Schwerbehindertenausweis beantragen?




Den habe ich bereits beantragt und schon erhalten. Meine Schwerbehinderung liegt bei 60%. Also 40% an mir sind noch normal. ;-D
Am Anfang war das total komisch so eine Karte in der Geldbörse zu haben, weil ich mir echt blöd damit vorkam.
Mittlerweile genieße ich aber die Vorzüge: günstigere Eintrittskarten, 35 Tage Urlaub im Jahr, 5 Jahre Kündigungsschutz. 🙂

Ja, die Vorteile schlagen in der Tat den komischen Namen. Und wie du gesagt hast: Nach all den Strapazen hast du dir das ja auch verdient. Auch der Wiedereinstieg wird sicher mit Höhen und Tiefen verbunden sein.

Amelie! Ich wünsche dir erst mal alles alles Gute für die nächsten Schritte. Besonders, dass sich das mit dem Wundwasser ganz ganz bald bessert! Mach dir noch einen schönen Tag...und frag meine Kollegin mal, ob sie dir eine tolle Serie empfehlen kann – die kennt sich bei Amazone Prime nämlich gut aus:)




Danke liebe Stella. ❤

Ja, lass es mich gerne wissen, was deine Kollegin vorschlägt. Hab einen schönen Tag und bis ganz bald.

Stella Hombach 28. Mai, 10.28 Uhr Amelie Blume
     
Wie geht es dir momentan, Amelie?



Mir geht es so lala gerade. Habe wieder meine Ängste. Habe ein Gedicht geschrieben und dachte, ob du das vielleicht verwenden möchtest. 😊
Soll ich es dir mal schicken?

Sehr gerne! … und dass die Ängste wieder stärker sind, tut mir sehr!
… leid!



Angst

Hallo, dich kenn ich schon.
Was möchtest du mir
heute sagen?
Mich mit deinen Sorgen plagen?

Du dunkler Schatten,
du Kreatur des Schreckens,
legst einen grauen Schleier
über meine kunterbunte Welt.

Es ist so dunkel,
ich bin müde,
hoffe, dass es sich bald erhellt.

Wenn ich nicht wüsst,
wie schön es ist, das Leben,
hätt ich mich dir längst ergeben.

Bleib so lang,
du bleiben musst,
aber verlass mich wieder.

Ich weiß,
du kommst zurück
und begleitest mich
immer wieder ein Stück.

Tu das,
was du nicht lassen kannst,
nur lass den Mut in meiner Hand.

Du besiegt mich nicht,
das schaffst du nicht,
denn ich kenn dich
und deine Tücken,
wirst immer wieder
von mir rücken.

Bis bald,
meine liebe Angst.

 

 

„Brustkrebs erfordert Mut“ – Interview via Facebook


Fotos: privat